Oma Klonkmann

Eine Oma für alle Fälle.

Freitag, Februar 17, 2006

Let's go Fado - Lissabon, Lisbon


seufzen with a kick


lazy sunday afternoon in der alfama


ich bin mit eim jungen deutschen studenten im zimmer der in england abitur gemacht hat und jetzt in paris mathematik studiert. zum glück is die entrücktheit mit der mathematik-professoren üblicherweise durchs leben gehen, bei ihm noch nich mal ansatzweise vorhanden. wir diskutieren beim frühstück etwas über die unfertige string-theorie ohne zum entscheidenden durchbruch zu kommen.


alfama beautifully lit by the afternoon sun


nachdem ich mir in belem ein paar weltwunder angeschaut hab, treff ich ihn abends in der hostel-bar. er stellt mir ein brasilianisches pärchen vor. sie können kaum englisch und ich noch weniger portugiesisch. aber zum glück hat der mathe-student eine tante in brasilien. die hat er zwar noch nie gesehen - trotzdem kann er neben englisch, französisch und deutsch auch noch etwas brasilianisch.

ich unterhalt mich mit den brasilianern also per deutsch-französischem mathe-dolmetscher. das klappt recht gut und mit meinem reichhaltigen erfahrungschatz an schnurren über den brasilianischen süden hamm die beiden viel zu lachen - obwohl sie selbst aus porto alegre kommen.

irgendwann merk ich, dass der brasilianer schon seit 2 tagen in meinem zimmer schläft.


weiter...>


seine attraktive frau leider ein stockwerk drüber. er wars auch, den ich gestern nacht im schlaf so lange hin- und her gezerrt hab, bis seine schnarcherei erträglich wurde.

je mehr bier wir trinken, desto weniger brauchen wir den alex als dolmetscher. ob bier tatsächlich das spontane erlernen einer sprache fördert, oder die kommunikation so verändert, dass man gar keine gemeinsame sprache mehr braucht, müßte mal untersucht werden.

die hostel-bar macht um 1 uhr zu und statt bett is jetzt plötzlich fado angesagt. fado is so eine traditionelle portugiesische musik. begleitet von wehmütigen gitarren seufzt ein sänger schwermütig sein leid unter die zuhörer, die es in weh- und schwermütiger dankbarkeit in sich aufsaugen.

die fado-kneipe liegt im "barro alto", dem lissabonner kneipenviertel. dass eine stadt, in der jedes 3. haus eine gaststätte is, sich auch noch ein kneipenviertel leistet, zeugt von humor oder ausgeh-zwang. nich dass die lisaboer kein humor hätten, aber es is wohl letzters.

der barmann vom hostel fährt mit seinem auto vor, wir mim taxi hinterher. das "Tasca do Chico" is offensichtlich nich so eine touri-falle die mit grossen "restaurante tipico" schildern auf beutezug gehen. außer eine metalltür nich viel. und dann noch ein türsteher. samma in schwabing oder was? irgendwann winkt er uns ohne gesichts-check rein. es is sehr dunkel und wahnsinnig eng. zum glück werd ich ohne mein zutun an die bar gedrängt.

plötzlich setzt ein allgemeines "sch! schhhh!" ein. es wird ruhiger. in fast vollkommener dunkelheit beginnen 2 guitarreros ihr seufzendes klagen. es is nich unbedingt das, was man sich nachmittags in den cd-player legt, aber hier und jetzt isses schon sehr ergreifend.

aber so gern man hier musik hört, so gern unterhält man sich auch. die musiker seufzen lauthals gegen die ständigen sabbler an und werden dabei unterstützt von den "sch! schhhh!"-rufern. ich sag zum brasilianer: "it`s more schhh than singing." ein portugiese hörts und lacht. irgendwann wirds den musikern zu bunt und sie brechen ab. ein älterer mann redet auf das publikum ein. auch wenn ichs nich versteh, is klar was er sagt: also leute wenn ihr fado hören wollt, dann müsst ihr mit dem gesabbel aufhören - damn it!

Tasca do Chico
Tasca do Chico


nach einer weile geht das licht wieder aus und die guitarerrors legen zum zweitenmal los. aber es fällt dem portugiesen wirklich sehr schwer in einer kneipe nicht zu reden. wieder beginnen die "sch! schhhh!" rufe. jetzt wirds mir zu bunt. was die kneipe braucht is RUHE & ORDNUNG, und wer wäre für sowas besser geeignet als ein teutone. mit der shärfe eines sushi-messers zisch ich das längste und lauteste "schhhhhhhhhhhh" of my life und kotz noch ein "HERRRGOTTZACK!!!!!!" hinterher.

im bierdunst hatt ich den eindruck es lag nur an mir - jedenfalls wurden die musiker den rest des abends nich mehr existenziell gestört.

eine ältere, beleibte frau wiegt sich versunken und verzückt zu den klagenden männern. plötzlich springt sie auf und beginnt selbst zu singen. langsam geht geht sie von tisch zu tisch und reißt alle mit. die letzten säzte singen alle mit und die bude bricht in frenetischen jubel aus.




Tasca do Chico - Wie gesagt etwas dunkel, aber der Sound...


aber fado hat viele facetten und kann durchaus auch mal heiter werden. bei so einem lied hält mir plötzlich eine junge portugiesin auffordernd ihren unterarm hin. heißt: "alder, jetzt wird fado getanzt!" ich bin zwar von den vielen abgelatschten weltwundern nur noch auf halbmast, hab aber genug getrunken um der der perfekte fado-tänzer zu sein. jedenfalls fühl ich mich so - was kein kunststück is. bei der enge würde selbst ein mittelalterlicher reigen zum freestyle-lambada verkommen.

die zigarette danach is in portugal die suppe danach. ein anstrengender tag wird oft mit einer suppe beendet. es is meistens eine art kartoffelsuppe mit spinatähnilichem seetang. ich hab noch eine scheibe würzige wurst drin.

tatsächlich nich die schlechteste art ins bett zu fallen.

oma k.

3 Kommentare:

  • Am/um 11:50 AM , Anonymous Anonym meinte...

    Nun weiß ich endlich, wie ich den geschnittenen "Couve" übersetzen kann: "spinatähnlicher Seetang"
    :-))))) Herrlich - allerdings sind alle Deine Bilder ebenfalls herrlich - macht die Vorfreude auf Lisboa noch größer!!

     
  • Am/um 10:58 PM , Blogger Oma Klonkmann meinte...

    und ich weiß endlich wie das zeug heißt. ;-)
    viel spass in lisboa.

     
  • Am/um 3:10 PM , Anonymous Anonym meinte...

    Die Suppe ist übrigens ein portugiesisches Nationalgericht und heißt "Caldo verde" - die würzige Wurst ist eine "Chouriço".
    Gibt es von Nord nach Süd - aber jede Hausfrau macht sie anders - ich übrigens auch! ;-)
    Hach - noch 2 Tage, dann kann ich schwelgen!!! *freu*

     

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